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Die historische Entwicklung der Dorfgemeinschaft

Das Dorfbild

Die noch deutlich zu erkennende Siedlungsstruktur ist ein „Drubbel“. Alles spricht für eine planmäßige Anlage um 800 nach Christus.
Das bedeutendste Bauwerk im Dorfbild ist die katholische Kirche St. Bonifatius. Um den Kirchenbereich mit dem Pfarrheim, dem Friedhof und dem Kindergarten ist es der Mittelpunkt des Ortes. Ansonsten wird das Dorfbild durch die im lockeren Verbund zu einander stehenden Höfe mit altem Eichenbestand geprägt. Die Bebauung wurde im Laufe der Zeit entlang der Hauptstraße verdichtet. Charakteristische Gestaltungsmerkmale sind rotes Ziegeldach, rotes Ziegelmauerwerk, zum Teil Fachwerk, weiße Fenster mit stehendem Format, mit eichenbestanden Hofräume, Weißdornhecken bzw. Lattenzäunen.
Die Neugestaltung der Ortsdurchfahrt mit teilweisen Rückbau von Überbreiten führte zur weiteren Verbesserung der Lebensqualität. Die Anlegung von Grünstreifen, das Anpflanzen von Bäumen und die Umgestaltung der Seitenbereiche bis in die privaten Vorgärten haben zu einem deutlichen Gewinn für das Ortsbild geführt.
Für den Verkehrsbereich vor der Kirche wurde ein Betonstein mit dorfgerechter Oberflächenstruktur ausgesucht, ansonsten ist die Fahrbahn asphaltiert. Für die Gehwegbereiche ist „rot-blau-buntes“ Ziegelpflaster gewählt worden.
Dank der Ortsdurchfahrt haben die Bewohner einige Sitzecken für die Bevölkerung aber auch für viele Radwanderer erstellt.

Benstrup

Die Dorfgemeinschaft Benstrup-Steinrieden-Madlage präsentiert sich uns heute als eigenständiger und reizvoller Lebensraum. Begleitet durch den Schutz der Kirchengemeinde und getragen durch ein starkes Vereinsleben bietet sie vielen Familien eine Heimat. Dieser Umstand ist das Ergebnis einer jahrhundertealten Entwicklung. Im Folgenden sollen anhand eines kurzen historischen Überblicks die Grundlagen dargestellt werden.
Benstrup wurde im Jahr 1258 n. Chr. erstmals als „Bedenstorpe“ in der Urkunde Nr. 41 des Wildeshauser Kopiar, die sich im Niedersächsischen Staatsarchiv Oldenburg befindet,urkundlich erwähnt.(1) Die Ursprünge des Dorfes liegen jedoch noch weiter zurück. Bereits zur Zeit der sächsischen Landnahme wurden erste Siedlungen angelegt. Die Sachsen suchten aus ihrem Heimatgebiet in Schleswig-Holstein entsprechend ihrer Ausbreitungsbewegung Stützpunkte an wichtigen Verbindungsstraßen. Die neu angelegten Siedlungen erfüllten den Zweck neuer Militärstützpunkte und bildeten gleichzeitig den Ausgangspunkt für das wirtschaftliche Vorankommen des Landes. Ähnliche Bestrebungen erkennt man bei den Franken. Es ist anzunehmen, dass „Bedenstorpe“ aus einer Einzelsiedlung beziehungsweise einem Einzelhof entstand, der an der strategisch günstigen und überregional wichtigen Verkehrsverbindung „Flämische Heerstraße“ lag.

Madlage

Die genaue Entstehung der Bauerschaft Madlage zu datieren gestaltet sich dagegen schwierig, denn verwertbares historisches Material aus der Zeit vor 1473 n. Chr. fehlt.(2) Dennoch ist anzunehmen, dass Madlage aus den Bauernstellen Rump (1473 n. Chr. Rompe) und Matlage ( 1473 n. Chr. Tabbe to Matlage ) hervorgegangen ist. Eine Anlage der Höfe vor dem 9./10. Jahrhundert n. Chr. ist wahrscheinlich. Zu dieser Zeit sicherten nicht nur der eigene Hof und das durch den Bauern selbst genutzte Ackerland die Existenz. Unverzichtbar war die Nutzung der Allmende, das heißt gemeinsam genutztes Gemeindegut. Hätten die Höfe Rump und Matlage Vollerbenqualität gehabt, wären sie dementsprechend Konkurrenten der Benstruper Markgenossen bei der Verwertung von Weideland und Holzbestand gewesen. So kann man davon ausgehen, dass die Madlager eigenständig waren.

Steinrieden

Ein Segment des geteilten Markengrundes, die „tertia mercalis“, ging an die oldenburgische Landesherrschaft. Auf diesem Grund wurde 1817 die Kolonie Steinrieden errichtet.(6) Die Heuerleute, die nicht markenberechtigt waren und sich hier auf zunächst 24 Neusiedlerstellen einfanden, stammten zu einem großen Teil aus den umliegenden Bauernschaften.
Nach einer Auseinandersetzung darüber, ob Steinrieden zu Lastrup oder Löningen gehören soll, entschied die Regierung den Anschluss an Löningen.
Schon bald richteten sich Bewohner der Kolonie mit dem Anliegen eine eigene Bauerschaft gründen zu dürfen an die oldenburgische Kammer. Da die Benstruper die Steinriedener jedoch zur Zahlung von Schul- und Kommunallasten heranziehen wollten und die Bewohner der Kolonie
ihrerseits auf die existenzbedrohende Lage der Neubauern hinwiesen, bedurfte es einer eingehenden Überprüfung der wirtschaftlichen Verhältnisse. Schließlich wurde jedoch dem Wunsch nach einer eigenen Bauerschaft in der Mitte des 19. Jahrhunderts stattgegeben.

Die Dorferneuerung 1986 - 1993

In den sechziger und siebziger Jahren führten wandelnde gesellschaftliche Vorstellungen, wirtschaftliche Entwicklungen und nicht zuletzt politische Entscheidungen zum weitgehenden Verlust der dörflichen Unabhängigkeit von den städtischen Zentren; das traditionelle dörfliche Selbstverständnis wurde vielerorts in seinen Grundfesten erschüttert. Um diesem vielfach beobachteten Verlust dörflicher und landschaftsräumlicher Identität zu begegnen, schafften die Bundes- und Länderregierungen Dorferneuerungsprogramme.
Ob und inwieweit diese angebliche fortschreitende Identitätskrise auch in Benstrup, Steinrieden und Madlage festzustellen war, wurde nicht untersucht. Allerdings hatten die Dorfbewohner ein Interesse, ihre funktionierende Gemeinschaft zu erhalten und die Lebensqualität durch geeignete Massnahmen zu verbessern. Dieses Bestreben war insbesondere ein Motiv, im Jahre 1978 den Bürgerverein Benstrup e.V. zu gründen und durch sein Wirken die Ziele zu erreichen.
Auf Initiative dieses Bürgervereins und auf Antrag der Stadt Löningen wurde die Kirchengemeinde Benstrup im Januar 1986 in das Dorferneuerungsprogramm des Landes Niedersachsen aufgenommen.
Auf der von der Stadt Löningen am Donnerstag, dem 06.02.1986, organisierten Dorfversammlung zeigte das Fachbüro „planteam reimann“ bereits konkrete ortspezifische Möglichkeiten einer eventuellen Dorferneuerung auf. Aufgrund dessen setzten die mehr als 150 anwesenden Versammlungsteilnehmer einen Arbeitskreis ein, der den Dorferneuerungsplan zu formulieren hatte. Sie beschlossen, den Arbeitskreis entsprechend der dörflichen Bevölkerungs- und Altersstruktur repräsentativ zu besetzen. Nach diesem Prinzip wählten sie letztlich Josef Ameskamp, Franz-Josef Brunklaus, Karl Klur, Bernhard Moorkamp, Ursula Moorkamp, Dr.Wolfgang Sieverding, Alois Stagge, Anni Steingrefer und Hermann Thole. Kraft Amtes gehörten die jeweiligen örtlichen Ratsmitglieder diesem Gremium an. Es waren seit 1986 Alois Niemann, von 1986 bis 1991 Heinrich Rüwe sowie seit 1991 Heinz Vodde.
Die genannten Personen entwickelten unter Beteiligung des gesamten Dorfes gemeinsam mit der Architektin Dipl.-Ing. Heike Jensen, den Landschaftsarchitekten Everose und Nepke, dem Vermessungsamtmann Klaus Speckmann (Amts für Agrarstruktur), dem Dipl.-Ing. Antonius Bösterling (Landkreis Cloppenburg), dem Architekten Dipl.-Ing. Andreas Wegmann (Landkreis Cloppenburg) sowie dem Bauleitplaner Dipl.-Ing. Hermann Dirks (Stadt Löningen) den Dorferneuerungsplan und realisierten die Vorhaben.
Maßgeblich für das Formulieren der Planinhalte war die sich aus den Dorferneuerungsrichtlinien des Landes Niedersachsen ergebende Vorgabe „historisch Gewachsenes möglichst zu bewahren und gleichzeitig dem Funktionswandel ländlicher Siedlungen Rechnung zu tragen“. Letztlich wurde folgendes Leitbild kreiert:
„Stärkung und Weiterentwicklung Benstrups
als selbständiges, vielgestaltiges Kirchdorf mit unverwechselbarer Identität“
.
Dazu wurden die folgenden dreizehn Untertitel formuliert:
1.) Erhaltung des siedlungsgenetischen Grundmusters der Waldhufen ähnlichen Altbauernreihe mit den Gärten, Obstbaumwiesen und Weiden im Innenzentrum des Ortes
2.) Erhaltung und Erneuerung der ortsbildprägenden Höfe und Häuser, Gärten und Grünflächen, Hecken und Zäune, Baumbestände und Baumreihen
3.) Verbesserung der Produktions- und Arbeitsbedingungen in der Landwirtschaft, der Entwicklungsmöglichkeit und -fähigkeit der landwirtschaftlichen Betriebe
4.) Verbesserung der Standortbedingungen für Handwerk, Gewerbe, Handel und Dienstleistungen
5.) Verbesserung der Wohnsituation, Versorgung und Freizeit
6.) Erhaltung und bedarfsgerechte Erweiterung der Gemeinschaftseinrichtungen und –anlagen
7.) Erhaltung und Konzentration der zentralörtlichen Einrichtungen in der Ortsmitte, damit der aktive Mittelpunkt bleibt
8.) Ausweisung von Bauflächen
9.) Neugestaltung der Dorfstraße als vielschichtigen Lebensraum
10.) Erhaltung der Silhouette Benstrups, der Baumtore und des Großgrüns im Ort
11.) Wiederherstellung der Landschaftsvielfalt, -eigenart und Schönheit durch Erhaltung der das Flurbild nachprägenden Waldbestände und Baumreihen, Wälle und Wallhecken, Beschaffung neuer ökologischer Ausgleichsräume, neuer Saumbiotope, eines neuen Biotopverbundsystems; dadurch Erhaltung größtmöglicher Artenvielfalt bei Pflanzen und Tieren
12.) Wiederherstellung der Einheit von Ort und Flur durch orts- und landschaftsgerechte Begründung als Mittel der Gestaltung, Gliederung, Orientierung und Anbindung
13.) Weckung der Einsicht in die Notwendigkeit einer umfassenden, ganzheitlichen Dorferneuerung als zukünftige Aufgabe des einzelnen und der dörflichen Gemeinschaft zur Überwindung der gegenwärtigen Identitätskrise des komplexen Beziehungsgeflechts Kirchengemeinde Benstrup.
Hierauf basierend wurden die Um- und Neugestaltungsmaßnahmen, die sich im wesentlichen auf den Bereich der Ortsdurchfahrt, der öffentlichen Einrichtungen wie Kirche, den Kindergarten, den Schützenplatz nebst Schützenhalle und des Neubaugebiets erstreckten, verwirklicht.
Die Ortsdurchfahrt wurde durch die Verringerung der Fahrbahnbreite, das Anpflanzen von Großgrün im Straßenseitenraum und das Anlegen eines Rad-/Gehweges grundlegend verändert. Außerdem wurden 23 Straßenlaternen aufgestellt.
Die historische Ortsmitte bestehend aus dem Kindergarten, der Gaststätte Josef Wingbermühle und den sich anschließenden kirchlichen Gebäuden sollte ihren Charakter wieder erhalten. Gegenüber der Kirche wurde das Pfarrheim gebaut. Der Kirchvorplatz erhielt eine neue granitgraue Pflasterung in Betonstein mit Natursteinvorsatz und wurde mit ortsbildgerechten Pflanzen eingegrünt. Die Zuwegung und der Eingangsbereich zum neuen Pfarrheim wurden in rot-braunem Klinker gepflastert. Zu beiden Seiten entstanden Parkplätze ebenfalls aus granitgrauem Betonstein mit Natursteinvorsatz. Die anderen kirchlichen Symbole wie Ehrenmal und Kreuzgruppe wurden saniert. Das Kindergartengebäude erhielt eine dorfgerechte Verklinkerung und Dachaufstockung. Der Vorplatz wurde ebenso wie die anderen öffentlichen Plätze mit granitgrauem Betonstein mit Natursteinvorsatz gepflastert. Das Umfeld der Gaststätte wurde durch das Schaffen eines Biergartens mit Springbrunnen und Grünanlage grundlegend geändert.
Die Schützenhalle wurde erweitert und erhielt ein ortsbildgerechtes Satteldach. Die Wände des Schießkanals wurden mit Rankgewächsen begrünt; der Schützenplatz wurde zu den Grundstücksgrenzen mit landschaftstypischen Gehölz wie Eichen bepflanzt.
Im südlichen Bereich des Dorfes in der Flur „Auf der Heue“ entstand ein neues Baugebiet. Eine ökologisch orientierte Planung verhindert eine Zersiedelung der Landschaft; durch die Gestaltung der Bepflanzung und Eingrünung wird eine Anbindung des neuen Baugebiets an das bestehende Dorf gewährleistet.
Es entstanden zwei Feuchtbiotope, eine Obstbaumwiese und mehrere Sitzgruppen, die das dörfliche Erscheinungsbild auflockern. Des weiteren erhielten die Ortsteile Steinrieden und Madlage Buswartehäuschen.
Außerdem wurden zum Erhalt der ortsbildprägenden Häuser und Höfe sowie Gärten- und Grünflächen 50 Massnahmen im privaten Bereich durchgeführt. Hofstellen wurden eingegrünt, ortsuntypische Flachdächer und Klinker beseitigt.
In den Jahren von 1986 bis 1993 wurden Investitionen i.H.v. 2,2 Millionen DM getätigt. Hiervon entfallen 1 Million DM auf öffentliche und 1,2 Millionen DM auf private Maßnahmen.
Noch heute ist der Dorferneuerungsplan die Grundlage der stetigen dörflichen Entwicklung.
(vgl. hierzu umfassend die Dokumentation „Dorferneuerung 1986-1993“, herausgegeben von der Stadt Löningen in Zusammenarbeit mit dem Arbeitskreis für Dorferneuerung aus Anlass des Dorffestes zum Abschluß der Dorferneuerung am Sonntag, dem 6.Juni 1993)